Anträge der 60plus Bezirkskonferenz vom 12.03.2011

Veröffentlicht am 13.03.2011 in Arbeitsgemeinschaften

Die 60plus-Bezirkskonferenz Oberpfalz fordert:
Die Alterssicherung muß erneuert werden:

- die Umgestaltung der Altersversorgung ist dringend
notwendig, weil sie so wie jetzt keine Zukunft hat

- die Rente mit 67 muß weg und der Übergang vom Arbeits-
leben in die Rente muß neu geordnet werden

- die Rente muß wieder Lebensstandard sichernd und
arrmutsfest werden und allein umlagefinanziert bleiben

Adressat:

60plus-Landeskonferenz Bayern mit dem Ziel
60plus-Bundeskonferenz

Die Landeskonferenz möge beschließen:

1. Für ein sicheres Alter:

Die derzeitige Altersversorgung kommt in die Krise. Sie muß dringend geändert werden, damit sie in Zukunft weiterhin sozial gesicherten Bestand hat.

Die Probleme der demographischen Entwicklung können nicht mit der "Rente mit 67" gelöst werden, sondern werden dadurch nur verschärft. Der Übergang vom Arbeitsleben in die Rente muß sozial und differenzierter, neu gestaltet werden.

Die Rentenreformen seit 2001 haben das Alterssicherungssystem in Deutschland deutlich geschwächt. Es bleibt immer mehr hinter den ursprünglichen Zielen der Lebensstandard-sicherung und der Armutsfestigkeit und auch hinter den Entwicklungen anderer europä-ischer Länder zurück.

Eine Umstellung, die Lebensstandardsicherung und Armutsfestigkeit innerhalb der umlage-finanzierten gesetzlichen Rente realisiert und auf Dauer sichert, ist daher dringend not-wendig und auch möglich.

Wir fordern den SPD-Parteivorstand auf, dies als vordringlichstes Ziel in das nächste Wahl-programm aufzunehmen.

2. Die "Rente mit 67" muß weg:

Die Rente mit 67 ist keine sozial gerechte Lösung bei der demographischen Entwicklung, sondern nur eine reine finanzielle Rentenkürzung. Sie geht auch von einem vollkommen falschen arbeitsmarktpolitischen Ansatz aus und an der Realität der Arbeitswelt vorbei. Sie muß daher endgültig weg.

3. Rückkehr zur Lebenstandard sichernden, armutsfesten,
umlagefinanzierten Rente:

Ein gesetzliches Alterssicherungssystem, das den Anforderungen an einen modernen Sozialstaat genügen soll, muß in erste Linie zwei Ziele verfolgen:
- Lebensstandardsicherung und
- Armutsfestigkeit
Diese beiden Ziele gelten für jedes Alterssicherungssystem unabhängig davon, ob es im Umlage- und Kapitaldeckungsverfahren finanziert wird. Ob es aus einem einheitlichen gesetzlichen System oder aus mehreren "Säulen" besteht.

Von Lebensstandardsicherung kann gesprochen werden, wenn Versicherte, die dem Alters-sicherungssystem langjährig als Beschäftigte angehören und Beiträge gezahlt haben, im
Alter und bei Erwerbsunfähigkeit eine Rente erhalten, die es ermöglicht, den im Berufsleben erworbenen Lebensstandard aufrecht zu erhalten.

Armutsfestigkeit ist gegeben, wenn die Leistungen des Alterssicherungssystems eine Netto-versorgung gewährleisten, die nicht nur Grundsicherungsbedürftigkeit vermeidet, sondern deutlich oberhalb des "Fürsorge"-Niveaus liegt. Dieses Niveau liegt derzeit für Allein-stehende bundesdurchschnittlich bei monatlich rd. 660,- €. Damit müssen leider häufig ergänzende Leistungen der sozialen Grundsicherung in Anspruch genommen werden.

So ist festzustellen, daß das deutsche Alterssicherungssystem in Zukunft beide Ziele, nämlich sowohl die Lebensstandardsicherung als auch die Armutsfestigkeit, deutlich ver-fehlen wird. Denn seit dem Jahr 2000 kam es in der Rentenpolitik zu einem Wechsel in der sozialpolitischen Zielsetzung, der unter dem Eindruck der Markt- und Privatisierungs-euphorie jener Jahre, vollzogen wurde, dem auch leider die SPD gefolgt ist. Im Zentrum stand die politische Entscheidung für den Vorrang der Beitragssatzstabilität, die mit dem Argument begründet wurde, zu hohe Lohnnebenkosten seien eine entscheidende Ursache für die Arbeitslosigkeit. Mit der Rentenreform von 2001 ("Altersvermögensgesetz" und "Altersvermögensergängzungsgesetz") und dem "RV-Nachhaltigkeitsgesetz 2005" wurde das Ziel der Lebensstandardsicherung ausdrücklich aufgegeben. An die Stelle der bis dahin geltenden Zielsetzung trat das "Drei-Säulen-Modell", d.h. die gesetzliche umlagefinanzierte Rente, die private "Riester-Rente", die Betriebsrente. Die gesetzliche Rentenversicherung soll dabei künftig keine volle Absicherung mehr leisten, sondern nur noch ein – wenn auch der größte – Teilbetrag zur Alterssicherung sein, d.h. die "erste Säule".

Inwieweit dieses "Drei-Säulen-System" den Lebensstandard angemessen sichern kann, wird von zwei Faktoren bestimmt, nämlich vom Absinken des Rentenniveaus im Umlagesystem und davon, ob die kapitalgedeckte Zusatzversorgung in der Lage ist, dies zu kompensieren. Und auch noch davon, inwieweit sich jeder diese private Zusatzversorgung überhaupt leisten kann und diese auch über die Steuer gefördert bekommt. Geringverdiener und "Hartz IV – Empfänger" bleiben ohnehin außen vor.

Hier sind mittlerweile erhebliche Zweifel angebracht. Die geförderte Zusatzversorgung kann aus einer Reihe von Gründen die Lücke in der Lebensstandardsicherung nicht schließen. Insofern beruhte die politisch gewollte Änderung in der Zielsetzung der Altersversorgung auf einem von vornherein und eigentlich erkennbaren unerfüllbaren Versprechen. Damit gerät in Zukunft das Rentenniveau in Deutschland sogar an den unteren Rand der europäischen OECD-Länder. Bei den Durchschnittsverdienern erreicht ein Beschäftigter in Deutschland mit voller Erwerbsbiographie eine Bruttoersatzrate von nur mehr 43%. Selbst das aus den zwei Säulen (gesetzl. Rente und private Versorgung) zusammengesetzte Gesamt-Sicherungs-niveau sinkt auf 51%. Ob dies tatsächlich erreicht wird, ist außerdem fraglich, denn es hängt davon ab, ob die unterstellte Kapitalverzinsung von jahresdurchschnittlich 4% wirklich er-reicht wird. Eine von der Friedrich-Ebert-Stiftung in Auftrag gegebene und im August 2010 veröffentlichte Expertise zeigt hier deutliche Mängel auf.

Deshalb ist das Alterssicherungssystem so umzustellen, daß die beiden Hauptziele, nämlich Lebensstandardsicherung und Armutsfestigkeit innerhalb der umlagefinanzierten gesetzli-chen Rentenversicherung wieder erreicht werden können. Dies ist ohne nachteilige Wirkung für die deutsche Volkswirtschaft machbar. Die Autoren der FES-Expertise zeigen auf, daß dies mit einem paritätisch finanzierten Beitragssatz von 27% bis 28% realisierbar ist, also 13,5% bis 14% für Arbeitnehmer und Arbeitgeber. Das wäre deutlich weniger für die Arbeit-nehmer, als sie nach heutigem Recht für ein vergleichsweise niedrigeres Sicherungsniveau aufbringen (sollen), nämlich 11% plus 4% an (freiwilliger) "Riester-Rente".

4. Eine Erwerbstätigenversicherung für alle ist notwendig:

Die Ausdehnung der gesetzlichen Rentenversicherung auf die gesamte Erwerbsbevölkerung mit der schrittweisen Einführung der Rentenversicherungspflicht für alle Erwerbstätigen ist ein weiterer unumgänglicher Schritt zur Modernisierung des Sozialstaates. Zugleich sollten die Subventionen für die private Altersversorgung abgeschafft werden. Jedoch erscheinen kleinere Schritte wahrscheinlich zunächst als notwendig, da es ansonsten dafür nicht sofort eine politische Mehrheit geben wird. Hauptsache ist, das Ziel einer neuen umlagefinanzierten Gesamtaltersversorgung von der man bei gesichertem Lebensstandard ausreichend leben kann, bleibt bestehen. Ein neuer Generationenvertrag wird damit notwendig. Die demogra-phische Entwicklung läßt sich nicht verhindern, die kommende Altersarmut schon! Außer-dem muß die zunehmende Privatisierung der Lebensrisiken gestoppt werden.

 

Nachrichten

14.05.2024 19:47 Dagmar Schmidt zum Mindestlohn
Unser Land ist kein Billiglohnland Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich für eine schrittweise Erhöhung des Mindestlohns ausgesprochen. Richtig so, sagt SPD-Fraktionsvizin Dagmar Schmidt. Gerade jetzt sei es wichtig, soziale Sicherheit zu festigen. „Der Vorstoß des Kanzlers zur Erhöhung des Mindestlohns ist absolut richtig. Denn die Anpassung des Mindestlohns in diesem und im nächsten Jahr ist… Dagmar Schmidt zum Mindestlohn weiterlesen

13.05.2024 19:48 Mast/Wiese zum AfD-Urteil des OVG Münster
AfD als rechtsextremistischer Verdachtsfall bestätigt Das OVG Münster hat entschieden: Die Einstufung der AfD als rechtsextremistischer Verdachtsfall durch das Bundesamt für Verfassungsschutz ist rechtmäßig. Eine klare Botschaft für den Schutz unserer Demokratie und ein Beleg für die Wirksamkeit unseres Rechtsstaats. „Das OVG Münster hat klar und unmissverständlich die Einstufung der AfD als Verdachtsfall durch das… Mast/Wiese zum AfD-Urteil des OVG Münster weiterlesen

06.05.2024 16:57 Medienkommission der SPD – Verstöße gegen den Digital Services Act zeitnah und effektiv ahnden
Im Februar 2024 ist der europäische Digital Services Act vollständig in Kraft getreten. Die Medienkommission des SPD-Parteivorstandes setzt sich für eine wirksame Umsetzung ein. Heike Raab und Carsten Brosda erklären nach ihrer Sitzung am 06. Mai 2024 dazu: „Mit dem europäischen Digital Services Act (DSA) sollen Sicherheit und Transparenz im digitale Raum verbessert werden.  Dazu… Medienkommission der SPD – Verstöße gegen den Digital Services Act zeitnah und effektiv ahnden weiterlesen

04.05.2024 21:14 Helge Lindh zum Tag der Pressefreiheit
Pressefreiheit unter Druck Die Pressefreiheit ist ein wichtiger Baustein unserer Demokratie. Der internationale Tag der Pressefreiheit macht auf die aktuellen Missstände und Bedrohung auf unabhängigem Journalismus weltweit aufmerksam. Auch hierzulande müssen wir Pressevertreter:innen wirksam schützen, sagt Helge Lindh. „Die freie Berichterstattung ist ein Eckpfeiler unserer Demokratie und ein unveräußerliches Grundrecht – nicht nur am Tag… Helge Lindh zum Tag der Pressefreiheit weiterlesen

25.04.2024 07:25 Präsentation der Europawahl-Kampagne mit Katarina Barley und Kevin Kühnert
Die Spitzenkandidatin Katarina Barley stellt gemeinsam mit Generalsekretär Kevin Kühnert die Europawahl-Kampagne der SPD vor. Neben den inhaltlichen Schwerpunkten stehen die Plakatmotive im Fokus der Kampagnenpräsentation. Die Präsentation findet statt am Donnerstag, den 25. April 2024 ab 14:30 Uhr Sei Live dabei: https://www.youtube.com/watch?v=RKixH1Am-GA

Ein Service von info.websozis.de

Ihre Meinung ist gefragt

Eine kleine Geschichtsstunde




... von Dr. Rudi Schöfberger

60plus Bayern


Webseite der BayernSPD BayernSPD-Landtagsfraktion

Aktuelle-Artikel